Der Magma 57 ist ein Vibratoeffekt UND ein Overdrive, aber eigentlich ist er ein Amp-in-a-box. Modelliert nach alten Magnatone-Amps aus den 50ern, die dem Fender Tweed Deluxe ähneln, aber Tonhöhen-Vibrato an Bord hatten.
Dabei bietet er eine viel größere Vielseitigkeit als ich vor dem Kauf vermutet hatte, auch weil manches in den anderen Bewertungen gar nicht zur Sprache gekommen ist. Ist aber verständlich, da es viele Features gibt, z.B. zur Anpassung an verschiedene Amps, bzw. für direkt ins Pult usw.
Kurze Vorgeschichte: ich hatte viele Jahre einen Vox AC 30 aus den 60ern ausgeliehen, und nachdem ich ihn zurückgeben musste, habe ich den Vibrato-Effekt schmerzlich vermisst. Nicht unbedingt das Wichtigste am AC 30, aber doch ein schönes Sahnehäubchen.
Dann schwankte ich ständig bei der Kaufentscheidung zwischen "reinem" Vibratoeffekt und einem Univibe, weil sich letzteres so schön mit Overdrive mischt. Aber was soll ich sagen: jetzt habe ich beides und noch mehr.
Die Verarbeitung alleine hätte schon 7 Sterne verdient - das Teil ist perfekt verarbeitet und sieht einfach toll aus. Eine wirklich edle Optik, die auch noch wie gemalt zu meinem blonden AC 15 Heritage Reissue passt...
Wie klingt der Overdrive? Kein rauer Marshall-Sound - er ist eher weich und feinkörnig (immer schwer, sowas zu beschreiben). Dabei ist der fließende Übergang vom Crunch in den Overdrive super zu regeln. Und natürlich mischt sich das Ganze bestens mit dem Vibrato-Effekt.
Ich staunte nicht schlecht, dass durch die clevere Verschaltung mit dem Direktsignal 3 grundverschiedene Effekt-Sounds möglich sind: außer reinem Vibrato (das mir den alten AC30 zurückgebracht hat!) auch noch Phaser (der dem sogen. "Chorus"-Sound des Univibe entspricht), sowie einen out-of-phase-Sound, der hier Chorus genannt wird, aber einem lebendigen Tremolo-Effekt sehr nahe kommt.
Verwirrende Bezeichnungen, leider, aber die Klänge sind oberste Klasse.
Dass das Gerät auch Tap-Tempo-fähig ist, wurde bisher nirgends erwähnt. Sogar Subdivisions für das eingegebene Tempo sind möglich: Viertel, Achtel, Triolen.
Klangliche Anpassung an Mixer oder Interface, sowie an Fender-Style-Amps oder Marshall-Amps - sehr vieles geht. Aber auch nicht kompliziert einzustellen, denn der Grundsound ist eben stets edel.
Klar ist der Preis happig, doch ich habe dafür mehr bekommen, als ich mir erhofft hatte.
Das Manual muss man sich auf der Website herunterladen. Erst dann versteht man das ganze Potenzial. Kompliziert fand ich es trotzdem nicht, zu gut klingenden Einstellungen zu finden. V.a. lässt man ja manche Einstellungen dann unverändert, sobald sie passen.
Fazit: Euphorie statt Reue! Werde mich jedoch noch ein bisschen länger mit den tollen Sound-Optionen beschäftigen müssen...