*Die folgende Rezension wurde überarbeitet, weil ich meine subjektive Sicht auf das Pedal ein bisschen nüchterner ausdrücken wollte als ursprünglich.*
Ich spiele das Holy Aura in einen sanft angezerrten "neutralen" Röhrenvorverstärker (Beyond Tube Preamp) hinein und habe alternativ folgende Overdrives/Preamps für dieses Setup im Haus: ProCo Rat, Marshall Bluesbreaker / Guv'nor / Jackhammer (allesamt die Varianten aus den Nullerjahren) sowie Tone City Model S & Model B.
Das Holy Aura ist für mich das flexibelste der genannten Pedals und deckt fast alle Bereiche der vorgenannten Konkurrenten ab, weil es so vielseitig ist. Vor allem erreicht es das durch seinen "Tight"-Regler und den vorgeschalteten Boost, mit denen man seinen Sound beliebig ausdünnen oder andicken kann und dabei immer volle Kontrolle über die tieferen Gitarrenfrequenzen hat. Eine Lautstärkeanhebung über den Boost ist zwar nicht möglich, dafür funktioniert er auch separat bei deaktivierer Hauptfunktion und leuchtet separat! Der "Presence"-Regler trägt ebenfalls zum OD-Channel-in-a-box-Gefühl bei und ist bei mir meistens sehr weit geöffnet, um auch bei geringen Lautstärken viel Sustain zu erhalten.
In extremen Settings kann das Holy Aura ähnlich dem Rat-Pedal "sägen", geht dabei allerdings weniger wie ein Fuzz zu Werke und man merkt dann die Überforderung der Kompression, die komplett dicht macht und matscht. Dafür ist das Pedal nicht gut geeignet und der "Gain"-Regler lässt sich weit übers sinnvoll nutzbare Maß aufdrehen.
Im Grundsound klingt das Holy Aura ähnlich wie ein JCM800 und kann bis in Gain-Gefilde vergleichbar mit dem ersten 5150-Amp vordringen. Trotzdem ist es keine Maschine für moderne Metalsounds, sondern arbeitet m. E. im Leadbereich ideal zwischen Sounds von Van Halen und 87er Whitesnake. Wer den Sound des Youtubers Jay Parmer (Jay Guitar) mag, ist hier ebenfalls an der richtigen Adresse.
In Sachen Rhythmusgitarre ist härterer Bluessound mit den niedrigsten Gain-Settings sehr gut möglich, genauso wie volles Rhythmusbrett im Stile von aufgerissenem JCM800 bis JCM2000.
Die Binnenkonkurrenz von Tone City (bei mir Model S & Model B) kann kaum mit dem Holy Aura mithalten. Das Model S klingt kratziger und mir persönlich viel zu harrsch. Das Model B ist noch am ehesten vergleichbar, hat aber nicht so fokussierten Basssound wie das Holy Aura (weil dem B der Tight-Regler fehlt), sondern matscht in höheren Leadgefilden einfach mehr und man bekommt die tiefen Frequenzen dann kaum noch kontrolliert, selbst wenn man den Bass-Regler des B komplett abdreht. Hingegen erzeugt das Holy Aura auf Wunsch harmonische Obertöne und "singt" in manchen Settings ganz so wie ein warmer Röhrenamp mit vorgeschaltenem Tubesceamer oder Boss SD-1 und das alles bei präzisen und knackigen Bässen (Tight-Regler nacht rechts).
Ich habe das Holy Aura jetzt seit mehreren Monaten und kann abschließend nur konstatieren, dass es für meine Overdrivebedürfnisse das beste Pedal ist, welches mir je zwischen die Finger geraten ist. Seine Vielseitigkeit macht es zum perfekten "Amp-in-a-box" (Preamp-Pedal). M. E. sollten mehr Preamps mit Presence- und Depth/Tight-Reglern ausgestattet werden, was umso relevanter ist, wenn man in einen simplen einkanaligen Amp spielt, der selbst keine entsprechenden Regler mitbringt.